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Die Vergangenheit Bernrieds
stand zumindest bis zur Säkularisation 1803 in engem Bezug zu
dem beinahe 700 Jahre bestehenden Augustinerchorherrenstift.
Obwohl es stets ein bescheidenes Stift war, wirkte es dennoch als
gestaltende Kraft für die Klosterhofmark Bernried am Starnberger See und deren Umgebung
auf sozialem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet.
Das adlige Gründerpaar des Stifts Bernried, Otto und Adelheid
von Valley, hatte den Chorherren im Jahre 1120 seinen Meierhof (curia)
und sein Wappen (5 Glocken) überlassen, das sich heute im Siegel
der Gemeinde Bernried am Starnberger See befindet.
Kurz nach seiner Gründung gelangte das Stift wohl zur größten
Bedeutung in seiner Geschichte: Drei Persönlichkeiten, die für
die Klerusreform des 12. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle spielten,
suchten im Stift Bernried Zuflucht: Paul von Bernried, der Biograph
Papst Gregors VII, die Visionärin Herluca von Epfach und Sigebot,
der erste Propst des Stifts.
Bereits 2 Jahre nach der Gründung erhielt das Stift die "römische
Freiheit". Somit war es dem Papst in Rom und nicht dem Augsburger
Diözesanbischof unterstellt.
Die nächsten Jahre waren gekennzeichnet von wirtschaftlichem
Notstand, dem Kaiser Ludwig der Bayer durch Zuwendungen und besonders
durch das sog. Hofmarkenprivileg entgegenzuwirken versuchte. Der Propst
erhielt hiermit die niedere Gerichtsbarkeit über alle Bernrieder
Hofmarksinsassen und behielt sie bis 1803.
1382 ließ Propst Ulrich Saller für die Bernrieder Hofmarksinsassen
eine eigene Pfarrkirche Maria Himmelfahrt errichten.
Bereits am Anfang des 16. Jahrhunderts (Zeit der Reformation) befand
sich das Stift wieder in wirtschaftlichen Schwierigkeiten; Schulden
entstanden, hohe Kredite mußten aufgenommen werden. Ähnlich
wie in anderen Stiften, gab es auch in Bernried am Starnberger See zu dieser Zeit Mißstände,
was die Sitten und die Bildung der Konventualen betraf.
Der 30jährige Krieg (1618-48) brachte dem Stift
besonders im Jahre 1633 erneute Belastungen, die durch Brand und Einquartierung
von spanischen Soldaten entstanden waren.
Unter Propst Johannes Riedl, einem der bedeutendsten Pröpste
Bernrieds, wurden die Stiftskirche St. Martin (1653), das Kloster
und der Meierhof saniert, bzw. neu aufgebaut.
Einen letzen Aufschwung erlebte das Stift unter Propst Mansuetus Resch
(1723-41), der alle Stiftsgebäude restaurieren ließ und
Wissenschaft, Kunst und Kultur förderte.
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Die Durchführung der
Säkularisation in Bayern brachte dem Stift am
16. April 1803 die Auflösung und die Enteignung durch den Staat.
1810 erwarb lgnaz Graf Arco den gesamten Stiftsbesitz. Nach mehrmaligem
Besitzerwechsel kaufte August Freiherr von Wendland 1852 Stift und
Ländereien und gestaltete das ehemalige Kloster in ein Schloß
um (Neorenaissance). Es blieb bis 1941 im Besitz der Wendlandschen
Familie.
In diesem Jahr kaufte das Reichsinnenministerium das Schloß
mit dem dazugehörenden Park. 1942-1948 verlegte man - kriegsbedingt
- die Orthopädische Klinik in München ins
Bernrieder Schloß.
1949 begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte Bernrieds:
Das säkularisierte Augustinerchorherrenstift wurde wieder Kloster.
Die Missions-Benediktinerinnen von Tutzing erwarben die alte Anlage,
und am 4. Juli 1949 zogen die ersten fünf Schwestern dort ein.
Schon bald begannen sie mit einer Schule mit Internat, einer Haushaltungsschule,
die dann im Laufe der nächsten Jahre zu einem Vorseminar für
soziale Frauenberufe (mit Fachschulreifeabschluß) ausgeweitet
wurde.
Gleich von Anfang ihres Hiersein sorgten sich die Schwestern um die
Kranken des Dorfes. Heute arbeitet eine Schwester mit bei der Ökumenischen
Sozialstation Peißenberg, die auch Bernried am Starnberger See betreut. In Bernried am Starnberger See
ist auch die Zentralstelle des Hospizvereins Pfaffenwinkel e.V., der
von einer Schwester des Bernrieder Klosters aufgebaut und jetzt auch
geleitet wird. Beteiligt waren die Schwestern auch bei der Gründung
eines gemeindeeigenen Kindergartens, der jahrelang von einer Missions-Benediktinerin
geleitet wurde.
Von 1953 - 1995 war im Kloster Bernried das Noviziat der Missions-Benediktinerinnen
von Tutzing.
1972 wurde die Schule aufgegeben und das Haus in ein Bildungshaus
für kirchliche Erwachsenenbildung umgewandelt. Das Bildungshaus
St. Martin hat ein eigenes Jahresprogramm mit Veranstaltungen religiösen
Inhalts (Bibelarbeit, Meditation, religiöse Familienbildung,
Fasten-, Wander-, und Tanzwochen, TZI - Gruppen etc.). Daneben ist
das Haus offen für Beleggruppen, hauptsächlich aus dem kirchlichen
Bereich.
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